Ruffino wurde 1877 gegründet, dem Jahr, in welchem die beiden toskanischen Cousins Ilario und Leopoldo Ruffino ihre Berufung und ihr Lebensziel entdeckten, nämlich das, idealen Wein zu erzeugen. Ihr Vorhaben setzten sie um in Pontassieve in der Nähe von Florenz, der vorübergehenden, pulsierenden Hauptstadt des Königreichs Italien.

Der ideale Wein

Die beiden ehrgeizigen, fähigen und visionären Cousins Ruffino wählten einen strategischen Standort für ihre Kellerei, nämlich beidseitig einer der ersten Eisenbahnlinien Italiens. Dieser Standort trug mit zu der weltoffenen Unternehmensmentalität bei. Ruffino-Wein, modern und innovativ, setzte sich unter den damaligen Erzeugnissen rasch durch und machte sich, auch über die Grenzen Italiens hinaus, einen Namen: Mit Anerkennungen aus Frankreich, wie z. B. 1895 die Goldmedaille von Bordeaux, Würdigung durch namhafte Persönlichkeiten wie Giuseppe Verdi und Wertschätzung seitens der Gemeinschaft vor Ort, mit welcher Ruffino von Anfang in gutem Einvernehmen stand.

Die Unternehmensführung wechselte erstmalig 1913, als der Betrieb durch die Familie Folonari übernommen wurde. Dank der Voraussicht  der neuen Eigentümer kam Ruffino durch den 1. Weltkrieg und machte sich auf, den amerikanischen Markt zu erobern, wo Ruffino-Weine so beliebt waren, dass sie, um die Prohibitionsbeschränkungen zu umgehen, in der Apotheke verkauft wurden.

In den 1920ern verschmolz die Geschichte von Ruffino mit derjenigen des Chianti. Nach der Gründung des Chianti- und des Chianti-Classico-Konsortiums baute Ruffino seine Unternehmensidentität auf diesen Weinen auf und legte so den Grundstein für seine außerordentliche Entwicklung. Der erste Jahrgang des Riserva Ducale ist von 1927 und nach dem Duca di Aosta, dem Herzog von Aosta benannt, der schon 1890 eine absolute Vorliebe für den denkwürdigen „Stravecchio”-Wein entwickelt, Ruffino zum königlichen Hoflieferanten ernannt und Wein geordert hatte.

Während des 2. Weltkriegs wurde der mittlerweile große Ruffino-Hauptsitz aufgrund seiner Lage entlang der Bahngleise irrtümlich für ein Produktionszentrum gehalten und heftig bombardiert. Eine schwere Zeit für das Unternehmen, aber Ruffino fand die Kraft, wieder auf die Füße zu kommen und sich, wie das ganze Land auch, an den Wiederaufbau zu machen.

Die größten Erfolge von Ruffino erwachsen immer aus schwierigen Situationen. Bastflaschen und normale Flaschen wurden unweit der Kellerei produziert und in Pontassieve war die Strohflechterei lebendig, wo die Frauen die rundbauchigen Flaschen für den Transport zum Schutz mit Stroh umflochten. Symbol der Wiedergeburt von Ruffino in den Nachkriegsjahren ist die Neueinführung des Riserva Ducale Oro von 1947, ein großartiger Jahrgang und Beweis dafür, wie gut sich die besten Chianti-Weine über auch lange Jahre hinweg halten können.

La Dolce Vita

In den 1950ern und 1960ern wurde Ruffino eine berühmte Marke. Die Stars dieser Jahre ließen sich die Gelegenheit zu einem Besuch der Kellerei (und eines Fotos) nicht entgehen. Es waren die Jahre der „La Dolce Vita“, in denen sich Ruffino unverzüglich als Ausdruck jener echt italienischen Lebensart positionierte, die die ganze Welt zu bewundern begann. Seither stand Ruffino für Vergnügen an Gemeinsamkeit, Geselligkeit und Lebensfreude, seine Weine wurden sowohl an langen, nackten Holztischen als auch an den Tischen mit feiner Tischwäsche in edlen Restaurants getrunken.

Die steile Erfolgskurve des Unternehmens erlitt nur durch die Naturkatastrophe vom 4. November 1966 einen kurzzeitigen Einbruch, als der Arno und der Sieve über ihre Ufer traten und alles überschwemmten. Viele Weinflaschen gingen damals in den schlammigen Fluten verloren.

Entwicklung und Innovation führten dann zu den Errungenschaften der folgenden Jahre: die geliebte Bastflasche weicht der neuen „Florentiner Flasche” und Ruffino durfte die erste Banderole der neuen Herkunftsbezeichnung „Chianti DOCG“ mit der Nummer AAA00000001 entgegen nehmen.

Änderungen gibt es aber auch insbesondere bei den strategischen Entscheidungen: so beginnt Ruffino, große toskanische Weingüter in den besten Anbaugebieten wie Chianti, Montalcino und Montepulciano, mit schönen Villen und Kastellen, vor allem aber mit eigenen Rebflächen zu erwerben.

2011 wird Tenimenti Ruffino Teil der Constellation Brands und intensiviert die internationale Ausrichtung, aber ohne jenes grundtypische gewisse italienische Etwas preiszugeben.